In den letzten Jahren gab es im World Wide Web einen ziemlichen Wildwuchs, was die Bewertung von Produkten und Dienstleistungen betrifft. Viele Online-Unternehmer haben ihr Geschäftsmodell einzig und allein darauf aufgebaut, Reviews zu bestimmten Produkten zu veröffentlichen und in weiterer Folge zu Webseiten zu verlinken, die diese Produkte in ihrem Online-Shop zum Verkauf anbieten.
Denn führt das zu einem Kauf des Produkts, wird für die Vermittlung des Kunden eine kleine Provision ausgeschüttet. In der Fachsprache der Online-Unternehmer ist in diesem Fall von Affiliate-Marketing die Rede. Das ist grundsätzlich auch ok, wenn es sich dabei tatsächlich um fundierte und aussagekräftige Product-Reviews handelt und um keine sinnlosen Keyword-Schlangen.
Einige Webseiten-Betreiber haben sich mit Product-Reviews in den letzten Jahren eine stattliche Existenz aufgebaut. Das Buzzword dabei lautete für lange Zeit: Nischenseiten. Dabei ging es darum, seine persönliche Marktnische zu finden und daraus mit Hilfe einer Webseite ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln.
In der Praxis haben sich die ersten Betreiber von Nischenseiten zumeist aus dem eigenen Hobby ergeben. Wer beispielsweise begeisterter Hobby-Radrennfahrer ist, musste dafür selbst irgendwann die Informationen für die benötigten Produkte recherchieren und die Qualität der einzelnen Anbieter vergleichen. Die daraus entwickelte Expertise wurde dafür genutzt, um entsprechende Bewertungen von Produkten im Internet zu veröffentlichen. Diese wurden von den Lesern begeistert angenommen und so entwickelte sich daraus ein lukratives Geschäftsmodell.
Mit der Zeit ging es nicht mehr darum, in seiner eigenen Nische so kompetent wie möglich aufzutreten, sondern eine Nische zu finden, die noch oder noch nicht gut besetzt ist und deshalb gute Umsätze verspricht. Da die entsprechende Expertise dafür jedoch nicht vorhanden war, litt auch die Qualität dieser Webseiten massiv darunter. Oftmals wurden die Texte dann gar nicht mehr selbst verfasst, sondern an Agenturen oder Texter übergeben, die damit beauftragt wurden, in die Inhalte die passenden Keywords zu integrieren, um bei einer Suche in Google gefunden zu werden.
Ein wichtiges Geschäftsprinzip von Google lautet, seinen Kunden immer das bestmögliche Suchergebnis zu bieten. Das betrifft nicht nur allgemeine Informationen zu bestimmten Orten oder Personen, sondern beispielsweise auch die gezielte Suche nach bestimmten Produkten. Zu diesem Zweck hat Google vor einiger Zeit die sogenannten E-A-T-Richtlinien entwickelt. Die drei Buchstaben stehen für Expertise (Fachwissen), Authority (Autorität) und Trust (Vertrauenswürdigkeit) und stellen die Kernelemente von Google für die Bewertung einer Webseite dar.
Findige Online-Unternehmer haben in der Vergangenheit zum Teil sehr erfolgreich versucht, bei der Suche nach bestimmten Produkten ganz vorne in den sogenannten SERPs (Search Engine Result Pages) zu landen, indem sie die richtigen Keywords in ihre Bewertungstexte integriert haben. Dabei kam es jedoch immer wieder dazu, dass Webseiten in den vordersten Suchergebnissen zu finden waren, deren Informationsgehalt vorsichtig formuliert recht bescheiden ausfällt.
Vor allem für die Suchenden ist das sehr ärgerlich. Denn sie interessieren sich für ein bestimmtes Produkt und wollen so schnell wie möglich wissen, ob sich ein Kauf tatsächlich rentiert oder es eventuell sinnvoller ist, zu einem anderen Produkt zu greifen oder die Investition sogar ganz bleiben zu lassen. Müssen sie sich dabei durch einen Textwulst kämpfen, der zu größten Teilen aus sinnlos aneinandergereihten Keywords besteht, aber keine fundierten Informationen zum Produkt enthält, ist das für sie sehr ärgerlich.
Doch anscheinend funktioniert das Geschäftsmodell dieser Online-Unternehmer tatsächlich noch so gut, dass sie diese Strategie weiterhin anwenden. Das könnte sich nun aber ändern.
Denn in einem Artikel aus dem März 2022 im Blog der Google Search Central schreiben Perry Liu, Software Engineer von Google und Alan Kent, Search Advocate ebendort, dass ihnen die Nutzer der Suchmaschine immer wieder mitgeteilt haben, dass sie detaillierte Rezensionen bevorzugen, in denen belegt ist, dass die betreffenden Produkte auch tatsächlich getestet wurden. Und diesem Wunsch soll auch Rechnung getragen werden. Die E-A-T-Richtlinien sollen nun auch in diesem Bereich stärker zum Tragen kommen.
Deshalb wurde laut Auskunft der beiden Google-Mitarbeiter das Ranking von Rezensionen in der Google Suche angepasst, um fundierte, authentische Inhalte stärker zu priorisieren. Damit sollen zum einen die Nutzer noch fundiertere Kaufempfehlungen erhalten und Webseiten-Betreiber belohnt werden, die ehrlich darum bemüht sind, ihren Besuchern nützliche Informationen zur Verfügung zu stellen.
Im ersten Rollout von Google waren zunächst nur englischsprachige Rezensionen betroffen. Doch Google kündigt an, diese Unterstützung auch auf weitere Sprachen auszudehnen.
Von den Veränderungen sind also bis jetzt nur all jene Betreiber betroffen, die ihre Produktbewertungen in englischer Sprache veröffentlichen. Wer die Arbeitsweise von Google kennt, der sollte auch bereits entsprechende Veränderungen an seiner Webseite andenken, wenn diese in deutscher Sprache verfasst ist. Denn der internationale Rollout geht meistens sehr schnell. Laut Danny Sullivan von Google wird es künftig eine periodische Aktualisierung des Product Review Updates geben. Vorankündigungen wie beim Core Update werden dazu jedoch nicht mehr erfolgen.
Grundsätzlich sind von den Veränderungen all jene betroffen, bei denen es offensichtlich ist, dass es sich bei ihren Texten um keine hochwertigen Produktbewertungen handelt. Im Blickfeld hat Google dabei vor allem jene Seiten, die nur wegen der Provision von Amazon oder eines anderen Affiliate-Anbieters existieren, ohne dabei einen tatsächlichen Mehrwert zu liefern.
Doch auch Online-Unternehmer, die sich jetzt schon darum bemühen, hochwertige Rezensionen zu veröffentlichen, können noch an der einen oder anderen Stellschraube drehen und es so für Google leichter ersichtlich machen, dass es sich dabei um hochwertige Product Reviews handelt.
Google lässt Webseiten-Betreiber, die Product Reviews veröffentlichen, nicht im Regen stehen, sondern gibt ihnen konkrete Tipps (von Google als „Best Practises“) an die Hand. Wer sich konsequent daran hält, kann damit rechnen, bei entsprechenden Suchanfragen in den SERPs ganz vorne zu landen.
Dabei handelt es sich vor allem um die folgenden zehn Ratschläge:
Das alte Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“ gilt zum einen speziell für die Erstellung von Product Reviews und zum anderen allgemein für den Umgang mit Google. Sich immer wieder vor Augen zu halten, dass die Betreiber von Google nichts anderes im Sinn haben, als ihren Kunden immer das bestmögliche Suchergebnis zu liefern, ist dabei die beste Strategie.
Dabei ist es sinnvoll, die Perspektive zu wechseln und sich in die Lage eines Suchenden zu begeben. Die Frage, die sich jeder dabei stellen sollte: „Welche Informationen würde ich selbst benötigen, damit ich weiß, ob ich ein bestimmtes Produkt kaufen soll oder nicht?“
Geschäftstüchtigkeit ist kein Verbrechen: Selbstverständlich ist es auch weiterhin erlaubt, einen Affiliate-Link zum jeweiligen Produkt zu setzen und bei einem Kauf eine entsprechende Provision zu verdienen. Im Vordergrund sollte dabei allerdings stets die objektive Bewertung des Produkts stehen und das eine oder andere Mal lieber auf den schnellen Euro zu verzichten.
Denn wer sich mit der Zeit einen Ruf als unabhängige und qualitativ hochwertige Testplattform zu einem bestimmten Produkt oder einer Produktgruppe erarbeitet, wird damit langfristig nicht nur in den Suchergebnissen von Google ganz vorne landen, sondern auch mit einem direkten Bookmark belohnt werden. Kunden und Interessenten suchen dann nicht mehr in Google nach den besten Informationen, sondern wählen gleich direkt die Webseite an, die ihnen auch in der Vergangenheit die besten Grundlagen zur eigenen Kaufentscheidung geliefert hat.
Product-Reviews
Author:Jakob Friesen
Datum:01.07.2022
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